Der Zweifel ist mein ständiger Begleiter. Nie fühle ich mich zufrieden oder glaube, etwas Gutes geschafft zu haben. Die Angst vor Zurückweisung nagt an mir, sie verlässt mich nie. Hier möchte ich erzählen, wie ich ihr einmal die lange Nase gezeigt habe.
Ich habe einen Roman geschrieben, zusammen mit einem Freund. Doch schnell habe ich gemerkt: Mit dem Schreiben allein ist es nicht getan. Der Weg zum Buch ist damit noch lange nicht zu Ende. Sowohl das Schreiben als auch alles, was danach kommt, ist vielmehr ein perfektes Einfallstor für Selbstzweifel. Zweifel piesacken mich schon, so lange ich denken kann. Doch mein Roman eröffnete mir auch die Chance, dem Zwillingsbruder des Selbstzweifels ins Auge zu schauen: meinem Perfektionismus.
Als Autor kann man alles auf eine Karte setzen und die Mühen, ein Buch zu publizieren, selbst in die Hand nehmen. Um diesen Weg zu finanzieren, gibt es das Konzept des Crowdfunding: Viele Unterstützer kommen auf einer Plattform zusammen, um einem Projekt Leben einzuhauchen, das sonst das Licht der Welt nie erblicken würde. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es oft anders aus. Selbst wenn man eine Kampagne startet, heißt das noch lange nicht, dass sich Förderer finden, die einem helfen, genug Geld zusammenzubringen.
Das größte Hindernis dabei: Die Angst vor Ablehnung, gepaart mit Perfektionismus. Diese Paarung ist der perfekte Nährboden für zwei Gedanken, die die innere Bremse bis zum Anschlag durchtreten: Erstens findet sich bestimmt jemand, der sich von meinem Projekt gestört fühlt, zweitens sind die Leser Fachleute und sehen in meinem Buch sofort die Schwachstellen.Diese Gedanken tauchten in dem Moment auf, als ich es wagte, mein Buch anderen zu zeigen. Und sie ließen sich nicht einfach so abstellen.
Auf in die Arena
Vielleicht ist das aber auch ganz normal? James N. Frey lehrte Schreiben in den USA. Er riet vehement davon ab, anderen Menschen von einem Romanprojekt zu erzählen. In seinem Buch „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ berichtet er von Autoren, die zur Lüge greifen, wenn sie auf ihren Roman angesprochen werden – und damit gute Erfahrungen machen. Frey ist überzeugt von der Strategie: „Sagen Sie, Sie schreiben ein Sachbuch. Das geht. Ihre Freunde werden beeindruckt sein. Sachbücher zu schreiben ist okay. Sachbuchautoren gelten als Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Niemand wird bezweifeln, dass ihr Vorhabenvon Erfolg gekrönt sein wird“.
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