Hai-Angst am Mittelmeer, Badende beim Selfie gestört

Hai-Angst am Mittelmeer, Badende beim Selfie gestört ©Göttlicher [M]

 

Palma de Mallorca

Wie gestern die Sprecherin der PP-geführten spanischen Zentralregierung in Madrid bekannt gab, sind Anfang der Woche erste Tests angelaufen, um die in Panik geratenen deutschen Touristen auf Mallorca in ihrem wohlverdienten Urlaub in Sicherheit zu wiegen. Angesichts der sich immer weiter ausbreitenden Panikmache in deutschen Medien sah die Regierung in Madrid gar keinen anderen Ausweg, als umgehend drastische Maßnahmen zu ergreifen, denn die Hai-Angst an Mallorcas Stränden hatte in den letzten Tagen Besorgnis erregende Ausmaße angenommen.

Den Strandbetreibern vor Ort  wurde es schlichtweg zu viel. „Soviel Eis können wir denen gar nicht verkaufen, wie die jetzt brauchen!“, äußert sich Budenbesitzer Pedro, Inhaber eines mobilen Eisladens am Balneario 6. „Sollen die doch wieder ins Wasser gehen, das kühlt viel besser ab! Auch ich brauch mal ne Pause!“

Aber so ist die menschliche Seele. Spätestens nach dem glimpflich verlaufenen Beinahe-Unfall des Surf-Profis Mick Fanning bei den Weltmeisterschaften dieser Wassersportart in Südafrika, den der Sportler mit einem Schock bezahlte, ist auch auf den Balearen der Badespaß vorbei.

„Auch ich brauch mal ’ne Pause!“ Budenbesitzer Pedro

Eine kürzlich im ZDF ausgestrahlte Terra X Dokumentation über Haie im Mittelmeer, die von Budenbesitzer Pedro als illegale DVD-Kopie an gute deutsche Freunde verschenkt wurde, natürlich unentgeltlich, wie er betont, trägt auch nicht gerade zur Normalisierung der Lage bei. „Die DVDs gingen weg wie warme Semmeln.“ erheitert er sich. In einem Nachtclub der Partymeile von S’Arenal lief sein Tape sogar im Loop. Auf unsere Nachfrage gab der Nachtclubbesitzer zu verstehen, daß er Verständnis hätte mit den deutschen Gästen. „Dieses Jahr ist ja leider keine WM und mir ist es lieber, die starren gebannt auf den Bildschirm, als dass sie sich mit den Engländern prügeln.“ Argumente, die wir nachvollziehen können, die aber das Phänomen Hai-Angst nicht in ihrer Gesamtheit beschreiben. „Früher war es oft so, da haben auch die Deutschen bis in die Morgenstunden getrunken und sind dann schwimmen gegangen. Das machen jetzt nur noch die Engländer. Das könnte bei denen aber auch daran liegen, daß sie nach ausreichend Alkohol die Angst, von einem Hai gefressen zu werden, einfach vergessen und denken sie könnten sich mit dem prügeln…?!“

Wir wollen uns das vermeintliche ZDF-Machwerk ansehen, um uns eine eigenen Meinung zu bilden. Dazu müssen wir allerdings erst einmal eine Raubkopie kaufen, die wir bei einem jungen Afrikaner an der Strassenecke zum Bierkönig für 24 € erwerben. „Viel Nachfrage, gut Preis.“ werden wir von dem etwas unfreundlich schauenden Senegalesen zurückgewiesen. Er will uns eigentlich gar nichts verkaufen, da er auf Deutsche nicht gut zu sprechen ist. „Tagsüber nicht baden wegen Hai-Angst, abends trinken viel Bier. Dann werden oft böse und wollen Strassenschlacht.“ Wir erklären ihm, wir seien Journalisten und solidarisieren uns nicht mit Betrunkenen. Letztlich kriegen wir dann doch unsere Raubkopie und finden schließlich ein ruhiges Plätzchen, um sie uns anzusehen.

Paddel-Surf auf Malle jetzt nur noch mit Käfig

Paddel-Surf auf Malle jetzt nur noch mit Käfig

Das Video entpuppt sich bei genauem Hinsehen aber als vollkommen harmlos, ist aber grauenvoll schlecht abgefilmt. Es ist angeblich eine Ewigkeit her, daß hier zum letzten Mal ein weißer Hai gesehen wurde und selbst Mückenstiche seien gefährlicher als Haie. Wegen der Malaria, die sie übertragen. Daran sterben deutlich mehr Menschen als an Hai-Bissen.

„Auf die Käfige würde ich mich nicht verlassen, Haie kommen du durch, wenn sie wollen.“

Aber warum dann die ganze Panikmache ? Wir fragen bei der Meeresbiologin Ana C. nach, die auf Mallorca für die Unterwasserwelt verantwortlich ist und die uns schon in der Terra X Doku positiv auffiel. „Die Panik wird von den Medien im Sommerloch geschürt und die saugen jede Kleinlichkeit auf, die mit Haien und Menschen zu tun hat. Und die spanische Regierung wittert natürlich ein Riesengeschäft mit den Hai-Käfigen. Das ist doch so wie immer hier: Der Hersteller der Käfige ist ein guter Freund des Bürgermeisters. Kaum hat der den lukrativen Vertrag an Land gezogen, fängt der auch schon an, Käfige mit schlechten Materialien herzustellen. Wie gemunkelt wird, verwendet er die Reste der Bauruine von Boris Becker bei Andratx. Auf die Käfige würde ich mich nicht verlassen, Haie kommen du durch, wenn sie wollen.“

Also alles in allem keine guten Nachrichten für den Urlauber, denke ich mir und gehe im Hotel unter die Dusche. Es ist einfach zu heiß hier.

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