Fiesta de Moros y Cristianos en Sóller, Mallorca © Göttlicher

Es Firó in Sóller

Das Fest des wehrhaften Dorfes jetzt als Foto-Workshop.

Der kleine Ort Sóller, gelegen in einem fruchtbaren Tal der westlichen Ausläufer der Serra de Tramuntana, ist jedes Jahr im Mai aufs Neue Schauplatz einer Schlacht zwischen Piraten und Mallorquinern. Und das nicht als touristisches Event für gelangweilte Touristen, sondern zur Erinnerung an blutige Ereignisse aus dem 16.Jahrhundert.

Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453 begannen diese mit ihrer Flotte den gesamten Mittelmeerraum unsicher zu machen.. Unter Suleyman II., dem Sultan von Konstantinopel, wurden die Türken zu einer permanenten Gefahr auch für alle Mittelmeer-Inseln. Von der afrikanischen Küste aus starteten die „Moros“, wie sie auf mallorquinisch genannt wurden, ihre Raubzüge in starken Flottenverbänden zu allen lohnenswerten Zielen der nahegelegenen Küsten.

Porträt einer jungen Mallorquinerin bei Es Firó

Unter den Piraten gab es furchterregende Persönlichkeiten, wie z.B. Barbarossa (Rotbart) oder Ulutx Ali.

Dabei kristallisierten sich furchterregende Persönlichkeiten heraus, wie z.B. die Piraten Barbarossa (Rotbart) oder Ulutx Ali. Dieser war ein in Italien geraubter Junge, der erst Sklave war, dann zum Islam konvertierte und selber Korsar wurde. Das häufige Auftreten von türkischen Piraten bedeutete den Bau großer Festungsanlagen, wie auf Malta, sowie das Errichten einer großen Anzahl von Wehrtürmen entlang der Küste von Mallorca.S

 

 

 

o meldete eine Wache im Morgengrauen des 10. Mai 1561 das Herannahen von 23 türkischen Schiffen an die Bucht des Ortes Sóller. Während danach etwa 1800 türkische und algerische Piraten (Sieger übertreiben die Zahl der besiegten Gegner gerne) in der Bucht von Ses Puntes an Land gingen, um einen nächtlichen Angriff von zwei Seiten auf den Ort auszuführen, hatte der wachhabende Mallorquiner bereits das Horn geblasen und somit Evakuierung und Verteidigung in Gang gebracht. Ein Geistlicher führte Frauen, Alte und Kinder in die Berge und damit in Sicherheit. Der Malloquiner Captain Angelats, eine Figur, der beim Historienspiel große Bedeutung beigemessen wird, führte die kampfbereiten Männer des Dorfes dem heranrückenden Feind entgegen.

Die Kinder lernen von ihren Eltern den Gebrauch alter Mallorquinischer Waffen, wie hier die Schleuder. ©Göttlicher

„Wir prügeln uns nur ein bisschen“, erzählt mir der Archäologe Jaume.

Die Piraten, die durchaus in der Überzahl waren, trafen am frühen Nachmittag an einer Engstelle auf einer landeinwärts führenden Brücke auf die Verteidiger. Da sich der Plan eines nächtlichen Angriffs von zwei Seiten nicht hatte realisieren lassen, gewannen die „Sollerencs“ diese erste entscheidende Schlacht, ausgefochten mit Musketen. Von der Schilderung scheint das in etwa vergleichbar mit der Schlacht der 300 an den Thermopylen, die ja auch ob der Engstelle lange einem viel größeren Heer trotzten. Das weiß heute jeder Kinofan. In der aus dieser Niederlage resultierenden Verfolgungsjagd der flüchtenden Piraten fiel deren Anführer. Der Legende nach war es der Sohn des oben erwähnten Ulutx Ali. Der Kampf zog sich allerdings sowohl zeitlich als auch geographisch in die Länge, denn ein Teil der Piraten hatte das Dorf von der anderen Seite aus angegriffen, es verlassen vorgefunden und dann einfach angefangen zu plündern. Diesen Plünderern mussten ihre geraubten Wertgegenstände erst wieder abgenommen werden. Die Türken ließen schließlich alles stehen und liegen und flohen zurück auf ihre Schiffe.

Die siegreichen Mallorquiner meldeten 211 tote Türken gegenüber nur sechs eigenen Verlusten. Erwähnt wird am Ende noch die Entführung des Wachmanns auf dem Turm. Dieser hatte sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen können, weil er lahmte. So war das damals, die Lahmen kamen auf den Turm. Er muss sehr hübsch gewesen sein, so dass die Piraten ihn trotzdem wollten. Heute wird das Fest opulent gefeiert, die Wachtürme muss niemand mehr besetzen. Beim Fest kommt auch den tapferen Frauen von Sóller eine Bedeutung zu, damit dieses nicht zu einer testosteron-gesteuerten Prügel-Party verkommt.

Wilde Kämpfe am Strand. ©Göttlicher

Früher wollte sich niemand schwarz anmalen lassen und unnötig Prügel kassieren.

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s gibt drei große Gruppierungen in Sóller, die das Fest mit wunderbar gemachten Kostümen und viel Pulverdampf realisieren: die Moros, die Cristianos und die Frauen. Viele nehmen an der Fiesta teil, kostümieren sich und wollen sich am Strand bei der traditionellen Piraten-Landung wenigstens ein bisschen prügeln. „Nur ein bisschen“, erzählt mir der Archäologe Jaume, „denn sonst ist den Rest des Tages alles voller Sand. Und das stört beim Feiern!“ Früher war das anders. Da mussten noch Schauspieler mit Geld engagiert werden, um die Piraten zu spielen. Niemand wollte sich schwarz anmalen lassen und dann unter dem Gekreische der Umstehenden eine Tracht Prügel einstecken.

 

Vom 05.05.2017 – 11.05.2017 findet der Foto-Workshop „Die Piratenschlacht auf Mallorca“ in Sóller statt. Bei Fotofiesta.de finden Sie noch mehr Workshop-Angebote zu Mallorca und Spanien.

Fotografieren auf Mallorca ©Göttlicher

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